Auch in Zeiten von Corona darf das Thema von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche nicht in den Hintergrund gerückt werden.
Um dem entgegenzuwirken haben unsere Vertrauenspersonen, die bei Verdachtsfällen oder Vorkommnissen von sexuellen Übergriffen oder sexualisierter Gewalt als Ansprechpartner fungieren, an einem Seminar der Lippischen Landeskirche teilgenommen.
In diesem wurden erste Erfahrungsberichte des neuen Konzeptes ausgetauscht und weitere Schulungsmaßnahmen geplant.
Aus diesem Austausch mit Vertrauenspersonen anderer lippischer Gemeinden, entstand die Idee, unseren Gemeindemitgliedern eine weitere Kontaktmöglichkeit zu eröffnen.
Daher sind unsere Vertrauenspersonen, Sonja Frevert für Reelkirchen und Patrick Raese für Wöbbel, gleichzeitig Kirchenälteste der jeweiligen Gemeinde, nun auch per Mail erreichbar:
Vertrauensperson1[ätt]gmx.de
Diese Kontaktdaten stehen zusammen mit den entsprechenden Telefonnummern immer auf den letzten Seiten jedes Gemeindebriefs.
An dieser Stelle nochmal die dringende Bitte:
Sollten Sie einen Verdacht von sexuellem Missbrauch haben, melden Sie sich!
Nur durch schnelles und bedachtes Handeln können weitere Vorfälle, wie der aus Lügde, verhindert werden!
Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt
von Vikar Gregor Bloch und Pastor Holger Postma
Nicht zuletzt die schrecklichen Ereignisse in Elbrinxen führen uns deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche so gut wie möglich vor sexuellen Übergriffen oder sexualisierter Gewalt zu schützen.
Untersuchungen haben ergeben, dass in einer Schulklasse mit 30 Kindern im Durchschnitt zwei Schüler*innen Opfer von sexuellen Übergriffen oder sexualisierter Gewalt sind. Eine andere alarmierende Zahl besagt, dass betroffene Kinder und Jugendliche durchschnittlich erst im siebten Anlauf Gehör finden bei einem erwachsenen Gegenüber. Das heißt: die Opfer brauchen ungeheuer viel Mut und Kraft, um mit ihren Gewalterfahrungen ernstgenommen zu werden.
Die Täter*innen kommen oft aus dem direkten Umfeld der Kinder und Jugendlichen, – sie pflegen gute Beziehungen und erwecken überhaupt nicht den Eindruck eines Gewalttäters.
Das Ziel unserer Gesellschaft und damit auch unserer Kirchengemeinden muss es sein, solche Taten zu verhindern, sie zu erschweren, besser noch sie unmöglich zu machen.
Andererseits brauchen Opfer von sexuellen Übergriffen oder sexualisierter Gewalt Menschen, denen sie vertrauen können, denen sie sich anvertrauen können. Kinder und Jugendliche müssen lernen zu unterscheiden zwischen guten Geheimnissen, die man haben darf und bösen und schlimmen Geheimnissen, die sie zu ihrem eigenen Wohl mit anderen Menschen teilen dürfen und müssen.
Der Druck, der auf betroffenen Kindern und Jugendlichen liegt, ist enorm. Bis ins hohe Alter hinein leiden Menschen unter diesen traumatischen Erfahrungen.
Wir wollen dem Druck dieser Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen begegnen und bieten Möglichkeiten zur Entlastung an.
Die Lippische Landeskirche hat ein neues Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt erarbeitet. Dies hat zum Ziel, dass Kinder, Jugendliche und Menschen allen Alters in der kirchlichen Arbeit einen sicheren Raum finden, in dem sie geschützt sind vor Übergriffen und sexualisierter Gewalt.
Die Kirchengemeinden Reelkirchen und Wöbbel haben aufmerksam an den Beratungen dieses Konzeptes teilgenommen und beschlossen, dieses Netz von Hilfen in der Gemeindearbeit zu verwurzeln.
Am Anfang dieser Kette stehen in den Kirchengemeinden die sogenannten Vertrauenspersonen, die bei Verdachtsfällen oder Vorkommnissen von sexuellen Übergriffen oder sexualisierter Gewalt als Ansprechpartner fungieren. Diese Vertrauenspersonen sind dafür verantwortlich, dass betroffenen Menschen geholfen wird. Die Vertrauenspersonen gehen mit ihren „Klienten“ den nächsten Schritt und vermitteln den Kontakt zu professionellen Mitarbeitern, die bereitstehen Kindern und Jugendlichen zu helfen.
Vertrauenspersonen wurden benannt
Der Kirchenvorstand Reelkirchen hat die Kirchenälteste Sonja Frevert mit dieser Aufgabe beauftragt, der Kirchenvorstand Wöbbel hat dazu den Kirchenältesten Patrick Raese bestimmt.
Wir ermutigen hiermit ausdrücklich dazu, sich an Sonja Frevert oder Patrick Raese zu wenden. Beide stehen außerdem für Fragen aus diesem Themenbereich zur Verfügung.
Wir sind den beiden sehr dankbar dafür, dass sie diese wichtige Aufgabe übernehmen. Die entsprechenden Kontaktdaten befinden sich auf der Kontakteseite des Gemeindebriefes.
Das Signal ist eindeutig: Wir schauen hin, wir hören hin, wir fragen nach, wir wollen das unsere Kinder und Jugendliche unbeschadet aufwachsen können und erhöhen hiermit den Druck auf mögliche Täter*innen.
Information aus der EKD
Zentrale Anlaufstelle.help.
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat zum 1. Juli 2019 eine zentrale, unabhängige und kostenlose Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie eingerichtet.
Mit der „Zentralen Anlaufstelle.help“ werde ein Anliegen umgesetzt, „dessen Dringlichkeit uns Betroffene immer wieder eindrücklich geschildert haben“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs als Sprecherin des EKD-Beauftragtenrats. Die Anlaufstelle berät Betroffene über Unterstützungsangebote der evangelischen Kirche und vermittelt an kirchliche und diakonische Ansprechstellen.
Die Strukturen der evangelischen Kirche und Diakonie sind sehr komplex. Mitunter wissen Hilfesuchenden nicht, an wen sie sich wenden und von wem sie Unterstützung erwarten können. Oftmals fällt es Betroffenen schwer, von den Geschehnissen zu erzählen und sich damit an Fremde zu wenden. Das Unterstützungsangebot wird von der unabhängigen Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt des Vereins Pfiffigunde e.V. Heilbronn durchgeführt. Die Mitarbeitenden haben langjährige Erfahrung in der Beratung und Therapie von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen. Während dem telefonischen Gespräch wird ein respektvoller und achtsamer Umgang gepflegt und zugesichert.
Fachkompetenz und Unabhängigkeit prägen das Angebot der Fachstelle: Sie ist strukturell nicht mit der Kirche verbunden und kann dadurch sowohl kirchliche als auch kirchenunabhängige Hilfswege aufzeigen. Dabei nimmt die zentrale Anlaufstelle eine Lotsenfunktion wahr. Neben der Weiterleitung an regionale Hilfs- und Beratungsangebote erhalten Hilfesuchende Informationen zu Unterstützungsleistungen und Begleitung bei der Kontaktaufnahme mit Landeskirchen.
Neben dem Hilfsangebot für Betroffene richtet sich die Ansprechstelle auch an Angehörige und Bekannte von Betroffenen, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende und Zeugen/Zeuginnen von sexualisierter Gewalt.
Weitere Informationen zur Zentralen Anlaufstelle.help finden Sie auf der Homepage unter: www.anlaufstelle.help. Der Flyer und die Visitenkarten der Anlaufstelle sind in Ihrem Pfarramt erhältlich. Bitte leiten Sie diese Information auch an Hilfesuchende aus Ihrem Bekanntenkreis weiter.
Evangelische Kirche in Deutschland
Referat 2.09
Hannover, 12. Juni 2019